Im Kampf um die deutsche Meisterschaft im American Football heißt das Duell dieses Jahr erneut Dresden Monarchs gegen Potsdam Royals, die sächsischen Monarchen wollen den brandenburgischen Königlichen die Herrschaft streitig machen. Diesmal nicht auf neutralem Boden wie 2024 in Essen, als Potsdam knapp mit 27:21 gewann. Sondern in der eigenen großen Festung, dem Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden, wo der GFL Bowl 2025 am 11. Oktober ab 17 Uhr gespielt wird.

Drei Jahre dominieren die Potsdam Royals inzwischen die Liga, als vierter Verein könnten sie dreimal hintereinander deutscher Meister werden. Bisher haben das Braunschweig (dreimal, davon zweimal sogar vier Mal in Folge), die Hamburg Blue Devils und die Berlin Adler geschafft. Seit 2022 waren die Potsdamer jede Saison im Finale. Ein Jahr davor, 2021, waren es noch die Dresden Monarchs gewesen, die im Endspiel gegen die Schwäbisch Hall Unicorns den Titel gewannen. Für sie ist es die insgesamt vierte Finalteilnahme, 2013 waren die Sachsen wie 2024 schon einmal Vizemeister geworden.

Die Dresdener hatten in der Saison lange Platz eins der ERIMA GFL Nord vor den Potsdamern gehalten. Doch im letzten Hauptrundenspiel in Dresden setzten die Royals sich mit 31:6 durch. Im ersten Viertel hatte da die Hoffnung auf ein enges Spiel gehalten, im zweiten sorgten zwei Interceptions von Potsdams Ronaldo Tomasello jedoch für günstige Ausgangslagen für den von Xeavier Bullock geführten Angriff der Gäste. Zweimal lief Bullock selbst in die Endzone, einmal zirkelte er den Touchdown-Pass auf Milan Spiller. Potsdam ging mit 18:6-Vorsprung in die Kabinen, nach der Pause bediente der Quarterback Kasim Tiamui und Heiko Bals zu weiteren Touchdowns.

Was auch immer Dresden probierte – Potsdam hatte eine Antwort. Im Finale 2024 in Essen hatten die Sachsen es immerhin geschafft, im letzten Viertel noch einmal heranzukommen und sich eine letzte kleine Siegchance zu erarbeiten. Elf Monate später waren sie offensichtlich nicht näher an das Leistungsniveau der Royals herangekommen. Seither sind fünf Wochen vergangen. Kann dies genug gewesen sein, dem derzeitigen Top-Team Europas gefährlich werden zu können?

Wichtig wird sein, ob vor allem das Trio von Quarterback Justin Miller, Receiver Tylor Hudson und Running Back Tofunmi Lala für die Monarchs gegen Potsdams Abwehr diesmal zumindest in die Nähe der in den anderen Spielen erarbeiteten Rekordzahlen kommen kann. Miller holte in der Hauptrunde über 3.000 Yards Raumgewinn, mehr als 75 Prozent seiner Pässe kamen an, 42 zu Touchdowns bei nur fünf Interceptions. Hudson mit 144 und Lala mit 120 Punkten in der Hauptrunde profitierten mit den meisten Scores. Hudson kam auf über 1.500 Yards mit Passfängen und auf Rang eins der Liga, Lala mit über 1.200 Yards auf Rang zwei bei den Running Backs.

Als einziges Team der ERIMA GFL holte Dresdens Offense mehr als 5.000 Yards Raumgewinn und mehr als 500 Punkte aus den zwölf Spielen der Hauptrunde. Ein wichtiger Faktor könnte auch der zweite Quarterback Clifton McDowell im Finale werden. Im Halbfinale in Ravensburg wurde er als Joker gebraucht, weil Miller angeschlagen ausgefallen war. Für’s Finale ist es für die Dresdener beruhigend, zwei Quarterbacks aufbieten zu können, die bereits im „Ernstfall“ mit der Mannschaft harmoniert haben.

In Ravensburg hatten die Dresdener schwer zu kämpfen, ehe sie den Sprung zu ihrem „Finale daheeme“ geschafft hatten. Potsdam dagegen spazierte auf eigenem Platz förmlich ins Finale. Pünktlich dazu erinnerte die Offense beim 74:6 gegen die Munich Cowboys daran, wozu sie in der Lage ist. Zu Beginn der Saison hatten die Potsdamer verletzungsbedingt auf der Quarterback-Position umstellen müssen, hatten erst Kenyatte Allen und dann Xeavier Bullock nachträglich verpflichtet. Sie haben also erst recht mehrere Optionen für die Position des Spielmachers.

Individuell konnten die verschiedenen Quarterbacks beim ständigen Wechsel in der Hauptrunde keine statistischen Spitzenplätze holen. Die Wirkung ihrer Kombination dokumentiert sich im Gesamtresultat. Fünf verschiedene Receiver hatten am Ende zwischen 22 und 32 Fängen, Milan Spiller war mit 32 Fängen und 627 Yards (davon mehr als die Hälfte nach dem Catch) teamintern knappe Nummer eins vor Emanuel Bakare. In der Summe wurden es über 3.000 Yards aus Pässen für die Mannschaft. Dazu kamen über 1.700 Lauf-Yards, 556 davon von Heiko Bals.

Von Jahr zu Jahr rückt allerdings die Potsdamer Defense mehr in den Mittelpunkt. Schon letzte Saison blieb die Defense unter 14 Gegenpunkten pro Spiel, in der diesjährigen Hauptrunde sogar unter zehn. Ethan Hurst war mit 14,5 Quarterback Sacks der erfolgreichste Quarterback-Jäger der gesamten Liga. An seiner Seite sammelten acht weitere Potsdamer Verteidiger Quarterback Sacks, darunter Ryan Minniti und Jose-Rodrigo Soares je drei. Der Druck vorn zahlte sich auch hinten aus: Ronaldo Tomasello war mit sechs Interceptions erfolgreichster Abfangjäger im Norden, darunter auch jene vorentscheidenden zwei in Dresden Anfang September.

Wichtig waren die aber nur für den Weg durch die Playoffs ohne Reisestrapazen. Jetzt, vor dem großen Finale, zählt all dies nicht mehr. Alles ist auf Null gesetzt, beide Mannschaften kennen sich, haben in ihrer aktuellen Zusammensetzung gegeneinander gespielt, ganze Festplatten mit Video-Analysen des Gegners vollgepackt. Wer hat die zwei Wochen Vorbereitung am besten genutzt, wer kann mit der Finalatmosphäre und einer lauten Kulisse besser umgehen? Die Antwort gibt’s am 11. Oktober im Dresdener Rudol-Harbig-Stadion.